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Spektrum der FH-Ludwigshafen - Ausgabe 4/2011

36 张家 Linda Altmann mit Betreuer und Steinchen. von Linda Altmann „Hello!“, „Wieder eine Russin ...“, „eine neue aus- ländische Lehrerin!“ – diese Rufe höre ich täglich auf dem Weg zum Einkaufen, im Restaurant oder beim Spazierengehen mit 石头 Shitou – Steinchen. Steinchen ist mein kleines Hundebaby, welches mir von meinem Betreuer 王主任 Direktor Wang zu Weihnachten geschenkt wurde, da er dachte, ich fühle mich als einzige deutsche Studentin einsam. In meinem Auslandsjahr in 张家口 Zhangjiakou, einer – für chinesische Verhältnisse – kleinen Vier- millionen-Stadt in der Provinz 河北 Hebei, werde ich immer wieder mit spannenden, lustigen und in- teressanten chinesischen Eigenarten konfrontiert. Bevor ich hierher kam, war meine Angst groß, denn obwohl dies bereits mein vierter China-Aufenthalt ist, war ich vorher nur als Touristin für wenige Wochen in der Mega-City 上海 Shanghai unter- wegs. Jetzt sollte ich ein ganzes Jahr hier in 张家 口 Zhangjiakou verbringen, wo durch mangelnden Tourismus der Westen noch nicht angekommen ist und es außer ein paar bekannten amerikanischen Junkfood-Restaurants nichts gibt, was an eine wirt- schaftlich entwickelte Stadt erinnern könnte. Mein Jahr in China Das Jahr in China dient hauptsächlich dazu, mei- ne chinesischen Sprachkenntnisse zu intensivieren. Chinesisch lernen steht daher täglich auf meinem Stundenplan. Eigentlich sollte ich mit anderen aus- ländischen Studenten zusammen unterrichtet wer- den. Nachdem jedoch die Studenten meine Lehrer mehrmals gebeten haben, den Unterricht abzubre- chen, da sie keine Lust haben Chinesisch zu lernen, wurden mir zwei Lehrerinnen gestellt, die mich fortan einzeln unterrichteten. Dadurch konnte ich eine sehr enge Beziehung zu meinen Lehrerinnen aufbauen. Auch das Umfeld in 张家口 Zhangjiakou ist optimal, um Chinesisch zu lernen. Ob Taxifahrer oder Obstverkäufer auf der Straße – hier kann man mit jedem gutes Hochchinesisch sprechen, ein gro- ßer Vorteil in einem Land, in dem die Dialekte so stark ausgeprägt sind, dass sie sogar von den Lands- leuten selbst teilweise nicht verstanden werden. Viele Chinesen haben die Vorstellung, dass jeder Ausländer, egal woher er kommt, perfekt Englisch sprechen kann. Somit wurde ich von der Univer- sität gefragt, ob ich in einem Kindergarten Eng- lisch unterrichten möchte. Das war eine ganze neue Erfahrung für mich, denn ich habe vorher weder unterrichtet, noch mit kleinen Kindern zusammen- gearbeitet. Die meisten Kinder waren sehr aufge- schlossen und interessiert, ein Mädchen allerdings hatte sehr große Angst vor mir und weinte. Darauf- hin wurde sie von der Kindergärtnerin, gezwungen, mir in die Augen zu schauen und mein Gesicht an- zufassen, wohl um festzustellen, dass ich auch nur ein Mensch bin. Danach wurden die Kinder auf- gefordert, still zu sein, die Hände auf die Knie zu legen und alles, was die ausländische Lehrerin sagt, exakt nachzusprechen. Neben dem Unterricht trainiere ich mit einer Grup- pe von Studenten Taekwondo. Die Trainerin 盛硕 Sheng Shuo ist inzwischen meine beste Freundin und Mitbewohnerin. Sie ist ursprünglich aus 北京 Peking, und durch die unmittelbare Nähe 张家口 Zhangjiakous zur Hauptstadt ist es sehr einfach, ab und zu für ein paar Tage dorthin zu reisen. Ihre Studierende