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17-Spektrum-Januar-Ausgabe-2015

39 Prof. Dr. Jörg B. Kühnapfel Professur für General Ma- nagement, insbesondere Vertriebscontrolling 0621/5203-210 joerg.kuehnapfel@hs-lu.de 3. Die Ablenkung zerstört die Konzentration der Lehrenden, insbesondere bei kleinen Gruppen. Das Ignorieren bedeutet Anstrengung. Auch ist die Botschaft (siehe oben) klar: Die Kinover- abredung ist wichtiger als diese – wie war das – „Transfunktionstheoriekosten“? Und hinzu kommt ein weiterer Grund, der in der nächsten Ausgabe der „Spektrum“ erläutert werden wird: 4. Wir trainieren unser Gehirn auf Kurzbotschaften und verlieren damit essentielle Fähigkeiten. Sie glauben das alles nicht? Sie sind der Meinung, dass es nicht so dramatisch sei, für ein paar Sekun- den aufs Handy zu schauen? Dann sind Sie vermut- lich schon über die virulente Phase der Smartphone- Obsession hinaus, haben „Lesen“ durch „Chatten“ ersetzt und „Verstehen“ durch „Nachplappern“. Ich habe nach 15 Minuten der konzentrierten (!) Recherche 29 Studien gefunden, die allesamt und unisono belegen, dass impulsartige Ablenkungen wie die beschriebenen die Konzentration vernichten, Fehlerquoten und Unfallzahlen signifikant erhöhen und (oho!) die Fähigkeit zur sozialen Interaktion negativ beeinflussen. Belege für das Gegenteil: keine. Eindeutiger kann ein Befund kaum ausfallen. Das ernüchternde Ergebnis: Die Nutzung von Smartphones lehrt uns nur eines – die Nutzung von Smartphones. Andere berufs- oder alltagstaugliche Fähig- keiten kommen keine hinzu. Erst recht kein Wissen. Aber nur die Online-Quellen für Faktenwissen zu kennen und virtuos bedienen zu können, nutzt in einem Kundengespräch, einem Brainstorming, der Diskussion mit dem Chef und vor allem in der Vorlesung leider gar nichts. Verständnis für Zusam- menhänge, das Nachvollziehen von etwas komplexeren Argumentationssträngen oder die Fähigkeit zu eigenen Schlussfolgerungen lehrt Wikipedia nicht. Ich weiß. Jetzt kommt das übliche Geschnatter über „Medienkompetenz“ und „Medieninteg- ration“. Doch ist das oft nur die Rechtfertigung für Bequemlichkeit und Entertainment. In bestimmten Lebenssituationen, jenen, in de- nen Konzentration auf eine Sache gefragt ist, wirken Ablenkungen … wie Ablenkungen eben. Smartphone aus! Google-Watch runter! Outlook schließen! Oder aber wir gehen den Apple/Twitter/Facebook-Weg. Das ist auch okay, aber nicht, wenn wir in unserem Studium mehr sehen als das Scheinerwerben (im doppelten Wortsinn). Ach ja: Ist Ihnen aufgefallen, dass ich in diesem Text fast nur kurze Sätze benutzt habe? Das ist nicht mein Stil. Aber ich wollte auch Smartphone- und Hypertext-Junkies eine Chance geben, diesen Text bis zum Ende zu lesen. Und zu verstehen. Quelle Bild oben: www.apple.com/de/pr/products/apple-watch/Apple-Watch.html

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