Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Spektrum 12

9 Entlohnung, hohe Belastung durch die Tätigkeit. Trotz aller Ansätze zur Professionalisierung und Akademisierung der Pflege ist der Alltag der Pflege durch die Dominanz der medizinischen Ori- entierung im Krankenhaus geprägt. In der öffentli- chen Wahrnehmung erscheint Pflege als Hilfsberuf für die eigentlich zentrale Berufsgruppe: die Ärzte. Männer in der Pflege arbeiten in größerem Maße als Frauen Vollzeit (der Anteil ist doppelt so groß), in Leitungspositionen sind sie deutlich überrepräsen- Mit diesen Worten postulierte vor gut hundert Jahren ein Arzt die besondere Eignung von Frauen für den Pflegeberuf. Krankenpflege war aber nicht schon immer ein Frauenberuf: Erst im 19. Jahrhundert übertrifft die Zahl der weiblichen Pflegekräfte die der männlichen. Während sich das Pflegepersonal zunächst zumeist aus den unteren Schichten der Ge- sellschaft rekrutierte, werden ab Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend bürgerliche Frauen für die Krankenpflege gewonnen. Immer häufiger wird nun betont, dass Frau- en wegen ihrer „Natur“, auch in körperlicher Hinsicht, für die Krankenpflege besonders geeignet seien. So schreibt der eingangs zitier- te Mediziner: „In der Zähigkeit des Körpers Anstrengungen zu ertragen, ist die Frau dem Mann weitaus überlegen; ich kenne Frauen, die wochenlang Nacht für Nacht an dem Bette ihres schwerkranken Mannes gewacht, wo- chenlang die Kleider nicht abgelegt, sich mit einer flüchtigen Ruhestunde zwischen der ge- wohnten Tagesarbeit begnügt haben, ohne zu erliegen. Das vermag nur der zarte, aber un- endlich elastische und zähe weibliche Körper zu leisten; kein Mann kann es an diesem Punkt mit der Frau aufnehmen.“ Nicht nur von ihrer moralischen „Natur“, sondern auch von ihrer körperlichen Konstitution ist die Frau zur Pfle- ge wie geschaffen. Dass diese Position keine Außenseitermeinung war, sondern vielmehr den Mainstream der damaligen Diskussion repräsentierte, belegt die historische Pflegeforschung an zahllosen Beispielen. Auch die bürgerliche Frauenbewe- gung zielte auf eine „Vergesellschaftung der Weiblichkeit“ mit der Fixierung der weiblichen „Natur“ auf Eigenschaften wie Mütterlichkeit, Fürsorglichkeit und Empathie. Pflege ist in unserer Gesellschaft ein Frau- enberuf. Laut Statistischem Bundesamt sind 86 % der Pflegekräfte in Krankenhäusern Frauen. Die Situation im Berufsfeld ist in gewisser Weise typisch für Frauenberufe: ein hoher Anteil von Teilzeitkräften, hohe Überstundenlast, vergleichsweise geringe Seit dem 19. Jahrhundert gilt Pflege als typisch weibliche Domäne. (Quelle: AOK-Mediendienst). tiert (im Bereich der Altenpflege liegt der Anteil der Männer bei 60 %, im Bereich der Krankenhäuser wird er ähnlich hoch eingeschätzt). Auch bei der Pflege durch Angehörige sieht die Situ- Titel

Pages