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Spektrum November 2013

24 Frau Gallenstein, Sie wurden im Juni mit dem „ERASMUS-Individu- alpreis“ für besondere Verdienste bei der Umsetzung des ERASMUS- Programms der Europäischen Uni- on in Deutschland vom Deutschen Akademischen Austauschdienst ausgezeichnet – herzlichen Glück- wunsch dazu noch einmal. Welche Bedeutung hat dieser Preis für Sie? ERASMUS ist seit der Grün- dung des Programms mein „ständiger Begleiter“, ich habe die ersten Schritte und jede Veränderung hautnah miter- lebt. Vor dem Hintergrund der politischen Situation in den ausgehenden 1980er Jahren war die Initiierung des Pro- gramms ein Meilenstein in der europäischen Bildungspolitik und die Basis für die Entwick- lung, die uns auf den heuti- gen Stand geführt hat. Ich war von Anfang an – trotz nicht zu unterschätzenden Gegen- winds – zutiefst vom Erfolg des Programms überzeugt, die Umsetzung war und ist nicht nur ein Job, da war immer viel Herzblut dabei. Dafür eine Anerkennung zu bekommen, tut gut. Gegenwind? Die akademisch-professorale Seite war skeptisch bis ableh- nend. Anerkennung von an Partnerhochschulen erbrach- ten Leistungen war Zukunfts- musik, Transparenz eine be- drohliche Größe. Die Furcht vor einer „europäischen Bil- dungs-Einheitssoße“ und dem Stellungsverlust der deutschen Wissenschaft war immens. Erasmus von Rotterdam, nach dem EU-Programm und Preis be- nannt sind, war ja ein Mann Got- tes, ein Vielreisender in Europa und dabei auch ein höchst produk- tiver Autor, der großes Ansehen in der europäischen Welt des Geistes genoss. Welche Bedeutung haben Leben und Schaffen dieses Man- nes für Sie in Ihrer Arbeit? Ohne die ethischen Forde- rungen des Humanismus wie Toleranz, Respekt, Gewaltfrei- heit und Persönlichkeitsentfal- tung auf der Basis theoreti- scher und moralischer Bildung ist sinnvolles Agieren auf internationaler Ebene nicht möglich. Erasmus hat bereits vor 500 Jahren Grenzen über- schritten, geografisch, philo- sophisch, literarisch und im besten Sinn moralisch. Beste- hende Strukturen infrage zu stellen, die nur für kleine Tei- le einer Gesamtheit nützlich sind, ist auch noch heute ein aktuelles Thema. ERASMUS ist 2012 gerade 25 Jahre alt geworden, fast drei Millionen Hochschulangehörige haben mit seiner Unterstützung Auslands- aufenthalte absolviert. Seit wann ist unsere Hochschule daran be- teiligt, und wie kam das zustande? Mit dem Aufbaustart des Be- reichs Internationales im Jahr 1992 begannen gleichzeitig die Aktivitäten in ERASMUS, damals innerhalb eines Netz- werks, das es neuen Teilneh- mern in recht kurzer Zeit er- möglichte, Kooperationen und Austausche zu realisieren. Können Sie die bisherige Betei- ligung der Hochschule in Zahlen fassen? Insgesamt sollten es etwa 1.200 ausgetauschte Studie- rende sein. Das relativ neue Angebot der Personalmobilität wurde sehr positiv aufgenom- men, in der Lehrendenmobili- tät hätten wir eindeutig noch Entwicklungspotential. Oh! Wie steht es denn mit der Be- teiligung der Lehrenden unserer Hochschule? Und wo wäre das Problem zu verorten? Lehrendenmobilität in ERAS- MUS verpflichtet zu mindes- tens fünf Stunden Vorlesung, meist in Englisch, Zusatzho- norare sind nicht üblich. Auch ist vielen Lehrenden Europa nicht spannend genug. Welche Rolle spielt Ihr Bereich für Internationale Angelegenheiten bei der Arbeit mit ERASMUS? SpektrumInterview mit Kerstin Gallenstein International

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