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1606Spektrum21

Realpolitik in Asien Spektrum-Interview mit China-Experte Professor Dr. Jörg Rudolph Der Geographie-Unterricht im Oberstufen-Leistungskurs ist seit Langem schon kein „Stadt-Land- Fluss“-Raten in fremden Ländern mehr. Heute geht es da um Fra- gen, die auch in einem Geogra- phie-Studium an der Universität eine Rolle spielen. Der Unterricht behandelt zum Beispiel Prozesse wie „Globalisierung“ und „Klima- wandel“, es geht um Erdbeben und Fragen der Bevölkerungsent- wicklung, Migration und Ressour- cen, also gesellschaftliche Fragen, die im zwischenstaatlichen Be- reich sogar zu Konflikten führen. Die Anforderungen an die Lehren- den sind deshalb groß. Und da al- les fließt und sich beständig wan- delt, sind die Schulgeographen in puncto Weiterbildung mehr als andere gefordert. In Deutsch- land unterstützt dies (seit über einem Jahrhundert) der Verband Deutscher Schulgeographen. Der Organisation gehören heute 16 Landesverbände an, einer davon in Rheinland-Pfalz. Am 29. April 2016 kamen knapp 200 der Mitglieder unter dem Motto „Erdkunde – Schlüssel zur Gestaltung einer lebenswerten Welt“ in Monta- baur zusammen, um sich in Plenum und Arbeitsgruppen zu informieren, auszutauschen und neue Themen für den praktischen Unterricht in Au- genschein zu nehmen. Für Letzteres hatten sie Professor Dr. Jörg Rudolph vom renommierten Ostasieninstitut (OAI) der Hochschule Ludwigshafen am Rhein eingeladen, einen Grund- satzvortrag zum Auftakt des Schul- geographentages Rheinland-Pfalz zu halten. Spektrum sprach mit dem China-Experten Rudolph über seine Motivation, die Inhalte seines Vor- trags und das Interesse deutscher Geographen an Ostasien. Wie kam es, dass der Verband bei Ihnen nachfragte? Rudolph: Ein Mitglied, Geographie- lehrer in der Nähe von Ludwigshafen, war unser Partner bei Lehrerfortbil- dungen in Sachen „China“, die ich vor etlichen Jahren schon am Ostasien- institut gehalten hatte. Da waren – mit Unterstützung des Pädago- gisches Landesinstituts Rheinland- Pfalz – mehrfach so um die dreißig Teilnehmer im OAI, und ich hatte zu Aspekten der chinesischen Entwick- lung und Gegenwart vorgetragen. Zum Beispiel zu den Ursachen des schnellen wirtschaftlichen Aufstiegs, zur Verfassung der Gesellschaft und natürlich zu den Besonderheiten des politischen Herrschaftssystems, das dabei ja auch eine Rolle spielt. Daran hatte sich der Oberstudienrat erin- nert und mich angefragt, ob ich nicht ein „China-Thema“ vortragen könnte. Was war Ihr Thema? „Realpolitik in Asien“ hatte ich mei- ne Ausführungen überschrieben. Da geht es um Geopolitik, die Macht- entfaltung von Staaten im geogra- phischen Raum, vornehmlich in ihrer Region, und was geschieht, wenn ein Staat zur Vormacht aufsteigt. Jeder Staat sucht ja seine Interessen zu wahren, sich Vorteile zu sichern. Da alle das tun, stoßen sie aufeinander. Die Frage ist: Wie lösen die Staaten die so unvermeidlich auftretenden Widersprüche? Was sind denn „Staatsinteressen“? Man kann die durchaus benennen, zum Beispiel mit dem Erfinder des Konzepts, dem französischen Kardinal Richelieu, als raison d’état. Die natio­ Großes Interesse des Audi­ toriums am Thema Ostasien 46 International

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