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Spektrum Ausgabe Januar 2014

34 Wie haben Sie sich dem Thema methodisch angenähert? Urs Hotz: Mit unserer Arbeit wollten wir auf der einen Seite erfahren, wie sich das alltägli- che Leben für die Menschen im Rampenweg gestaltet und auf der anderen Seite, welche Interes- sen und welchen Einfluss lokale Akteure auf das Leben und die Unterbringung der Flüchtlinge haben. Wichtig war uns vor allem die Perspektive der Bewohne- rinnen und Bewohner im Ram- penweg. So haben wir uns dafür entschieden, für zwei Tage und eine Nacht im Rampenweg zu leben und dort eine teilnehmen- de Beobachtung durchzuführen. Wir haben Gespräche und In- terviews geführt, uns die Räume und Umgebung genau ange- schaut, Fotos gemacht, aber auch Freundschaften geschlossen. Au- ßerdem haben wir mit Menschen gesprochen, die ehrenamtlich oder beruflich mit Asylfragen in Ludwigshafen beschäftigt sind. Wir haben leitfadengestütze In- terviews mit Verantwortlichen der Verwaltung, mit Sozialarbei- terinnen aus Ludwigshafen und Ehrenamtlichen der Bürgerin- itiative „Respekt: Menschen!“ geführt. Dazu kamen viele andere Bausteine wie die Kartografie der Angebote für Asylsuchende in Ludwigshafen, eine Zeitungs- recherche im Stadtarchiv oder Einblicke in die Baupläne des Rampenwegs. WaswardasfüreinGefühl,alsSiefür 24StundenindasFlüchtlingsheimim Rampenweg eingezogen sind? HannesMünch:DiezweiTagewa- ren sehr eindrucksvoll und intensiv. Urs Hotz: Wir waren uns vorher nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, für ganze zwei Tage in der Unterkunft zu leben. Wir wollten niemandem zu nahe treten und niemanden verletzen. Wir sind mit großer Unsicherheit und offenen Erwartungen in die Un- terkunft gegangen. Hannes Münch: Wir wurden aber wirklich herzlich empfangen. Unser Interesse an der Situation Titel schien willkommen. Wir haben viele Gespräche geführt, gemein- sam mit den Menschen im Ram- penweg gekocht, gemeinsam Tee getrunken, den Abend mit einer Familie verbracht und schlussend- lich auch einen Raum zum Über- nachten angeboten bekommen. Dadurch, dass wir direkt vor Ort waren, konnten wir die alltägli- chen Dinge des Lebens selbst miterleben: So fiel zum Beispiel beim Einschlafen auf, wie hell- hörig die Gebäude sind. Kinder spielen auf den Fluren, Menschen sprechen, Türen knallen, im Hin- tergrund hören wir den Lärm der Schnellstraße. Es wirkt kalt und irgendwie einsam, trotz der vielen herzlichen Begegnungen. Urs Hotz: Oder beim Aufstehen haben wir bemerkt, wie grell das Licht ist, wie kalt der Boden und wie schwierig es ist, wenn man für die morgendliche Hygiene erst über den Flur in unhygieni- sche Sanitäranlagen gehen muss, die auch noch besetzt sind. Welche Begegnung vor Ort hat Sie besonders beeindruckt? Einer unserer Autoren auf dem Weg zur Recherche?

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